Rohöl ist in Indien nun billiger als Mineralwasser, Das schwarze Gold wird immer billiger, Warum Öl das Erdgas um Längen schlägt, Warum in die Ferne schweifen

Warum Öl das Erdgas um Längen schlägt

Die Preise für Heizöl haben sich mit dem Ölpreisverfall seit 2012 halbiert. Doch die Mehrheit heizt mit Gas – und profitiert davon kaum. Der Preis ist weitgehend konstant. Dennoch gibt es eine Chance, Geld zu sparen.

Frankfurt am Main.
Für Winterfreunde war es eine verkorkste Saison. In Deutschland gab es kaum Schnee, zugefrorene Seen gab es in aller Regel nur in künstlicher Form in Eisstadien. Das meist nasse, graue Wetter schlug zudem auf das Gemüt. Der Blick auf die Heizkosten dürfte sie indes für entgangene Freuden entschädigen. Weil es nicht ganz so kalt war, konnten sie bares Geld sparen.

Am meisten profitieren derzeit die Ölheizer. Während ein Musterhaushalt in einem Einfamilienhaus mit Gasheizung zwischen Oktober und März durchschnittlich 949 Euro für die Beheizung berappen musste, waren es beim Öl nur 679 Euro. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sparten Gasheizer drei Prozent. Bei Ölheizern waren es hingegen 29 Prozent, berechnet das Vergleichsportal Verivox. Wird die Ölheizung etwa zu einem Verkaufsschlager?

Ja, konstatiert Peter Kafke, Energiereferent beim Bundesverband der Verbraucherzentrale. „Gerade bei den Neubauten feiert die Ölheizung ein Comeback.“ Das belegen auch Zahlen des Bundesverbandes der Deutschen Heizungsindustrie (BDH). Demzufolge stieg der Absatz bei den „Öl-Wärmeerzeugern“ um fast ein Drittel auf 60.000 Stück – allerdings „ausgehend von einer niedrigen Basis“, räumt der BDH ein.

Die Profiteure der Entwicklung bei den Heizpreisen sind in Deutschland aber in der Unterzahl. Denn Ölheizungen waren lange aus der Mode. Beim Absatz wird der fossile Brennstoff, trotz des jüngsten Trends, von Gasheizungen mit knapp 440.000 neu verkauften Geräten weiterhin deutlich abgehängt. Von insgesamt 41 Millionen Wohnungen heizt knapp die Hälfte der Deutschen mit Gas, nur rund ein Viertel mit Öl. Von den jüngsten Preisverfällen können sich die Gaskunden – nicht nur sprichwörtlich genommen – allerdings wenig kaufen. Doch warum driften die Preise für Öl und Gas, deren Preise früher nahezu parallel verliefen, heute so weit auseinander?

Ein Grund für die hohe Preisdifferenz liegt in erster Linie an den stark gefallenen Ölpreisen. Diese kommen bei den Ölheizern deutlich direkter an als bei Gaskunden. Wurden im Oktober 2012 für 100 Liter leichter Heizöl noch knapp 80 Euro fällig, waren es im März 2016 gerade noch 37,64 Euro. „Am stärksten von den gesunkenen Heizölpreisen profitieren Verbraucher, die im Januar 2016 ihren Tank befüllt haben“, sagt ein Sprecher von Verivox. Nach dem jüngsten Preisanstieg kosten einhundert Liter immer noch deutlich weniger als die vergleichbare Menge an Gas.

Optimieren statt Austauschen!

Da die Auswahl an Lieferanten für Heizöl jedoch deutlich geringer ist, haben Ölheizer nicht die Möglichkeit eines umfassenden Anbietvergleichs. Bei manchen Lieferanten lohnt es ich jedoch, gemeinsam mit Nachbarn bei einer großen Bestellung nach Mengenrabatt zu fragen, um noch ein paar Prozente „herauszuquetschen“.

Die Preisvolatilität am Ölmarkt lässt sich damit allerdings nicht aushebeln. So rät auch Verbraucherschützer Kafke, nicht voreilig wegen des derzeitigen Preisvorteils des Öls die Gasheizung aus dem heimischen Keller zu reißen. Warum, wird bei einem Blick auf die Preisentwicklung klar: Noch vor zwei Jahren, im Winter 2013/14 war Heizen mit Öl unwesentlich teurer als mit Gas. So schnell wie der Trend nach unten ging, könnte er auch wieder nach oben schießen. Das ist zur Zeit aber nicht absehbar.

Für alle Verbraucher hat Kafke noch einen Rat: Man müsse nicht gleich einen neuen, vermeintlich effizienteren Kessel im Heizkeller verbauen. „Stattdessen lohnt es sich, das System von einem Fachkundigen optimieren zu lassen“, erklärt Kafke. So könnten Schwachstellen wie eine alte Pumpe, über- oder unterversorgte Heizkörper schnell ausfindig gemacht und günstiger ersetzt oder angepasst werden. „Bei einem kleinen Haus fällt dann möglicherweise statt 10.000 Euro für einen neuen Kessel nur ein Zehntel der Kosten an.“