Rohöl ist in Indien nun billiger als Mineralwasser, Das schwarze Gold wird immer billiger, Warum Öl das Erdgas um Längen schlägt, Warum in die Ferne schweifen

Das schwarze Gold wird immer billiger

Das immer günstigere Öl, das Autofahrer jubeln und die Inflation fast verschwinden lässt, wird Experten langsam unheimlich. Chinas Börsenturbulenzen senden neue Schockwellen über die Rohstoffmärkte. Zudem könnten die Spannungen im Mittleren Osten zu einem Preiskrieg auf dem Ölmarkt führen.

Ölpreisrutsch und kein Ende: Das Börsenchaos in China und das politische Pulverfass Nahost haben das schwarze Gold zum Jahresstart noch einmal billiger gemacht. Wer vor kurzem noch dachte, am Ölmarkt könne es gar nicht weiter bergab gehen, der wurde Lügen gestraft. Seit dem Jahreswechsel rauschten die Preise abermals in den Keller. Die beiden wichtigsten Sorten, das US-Öl WTI und das Nordsee-Öl Brent, fielen fast bis auf 32 US-Dollar je Barrel (159 Liter). Im Sommer hatten die Preise bei rund 60 Dollar gelegen, vor der Finanzkrise teilweise noch bei 150 Dollar.

Was Autofahrer, Heizölkunden und auch Hersteller von Chemieprodukten freut, lässt Fachleute ins Grübeln geraten. Denn das starke weitere Abrutschen der Rohöl-Notierungen ist nicht zuletzt auf die wirtschaftliche Lage in China zurückzuführen. Die Börsen im Reich der Mitte gaben empfindlich nach. Grund war vor allem die Sorge um die chinesische Wirtschaft. Das lastet auf dem Ölpreis, denn China ist einer der größten Verbraucher. Und wenn die Wirtschaft nicht brummt, sinkt die Nachfrage nach Öl.

Nach Einschätzung von Experten wird der Ölpreis vorerst niedrig bleiben. Ein zentraler Faktor sind laut Commerzbank die China-Risiken – neben der Ölschwemme in der Golfregion. „Die Schwierigkeiten Chinas lassen ein schwächeres Nachfragewachstum befürchten“, erklärte Chefvolkswirt Jörg Krämer. „Gleichzeitig erhöhen Länder im Mittleren Osten ihre Förderung. “ Spannungen zwischen den Opec-Schwergewichten Iran und Saudi-Arabien tun ihr Übriges, um die gereizte Stimmung im Ölkartell zusätzlich einzutrüben. „Dies könnte erhebliche Auswirkungen auf den Ölpreis haben, wobei die Richtung unklar ist“, so Kramer. Geopolitische Risiken könnten zwar die Kosten treiben. Aber auch Senkungen sind drin, falls die Rivalen über schiere Masse versuchen, höhere Militärbudgets zu decken oder sich gegenseitig durch ein noch schärferes Überangebot zu schaden. „Preiskrieg“ laute das Stichwort, sagt Ralf Umlauf von der Helaba. „Es scheint, als würde der saudisch-iranische Konflikt zunächst auf dem Ölmarkt ausgetragen.“

Machtpolitische Taktik

Hält die Ölflut an, dürfte das Überangebot die Preise niedrig halten – wobei die Opec den Schnitt ins eigene Fleisch zu verkraften hofft und eine machtpolitische Taktik gegen die USA fährt. „Diese Strategie ist mit der Hoffnung verbunden, Konkurrenz mit höheren Produktionskosten aus dem Markt zu drängen“, schätzen die Experten des Hamburgischen Weltwirtschafts-Instituts mit Verweis auf das US-Fracking.„Die extrem negative Stimmung am Markt lässt kurzfristig eine Fortsetzung des Preisverfalls erwarten“, glaubt Eugen Weinberg von der Commerzbank. Am weitesten gehen Experten von Goldman Sachs: Sie behaupten, der Rohölpreis könnte 2016 sogar unter 20 Dollar fallen.Verbraucher sollten dennoch nicht zu euphorisch sein. Auf Dauer könnte das dicke Ende noch kommen, falls die Rechnung der Opec aufgehen und sie US-Anbieter tatsächlich in die Knie zwingen sollte – oder aber weitere Kriege im Nahen Osten drohen. Denn dann könnten die Golf-Staaten ihr Öl wieder deutlich verteuern.